Wir sind schon von zu Hause aus losgefahren mit dem festen Vorhaben das Amazonas-Becken sehen zu wollen. Nicht ganz klar war jedoch, von wo aus unsere Tour starten sollte. Sehr populär, aber auch teuer und schwierig zu erreichen ist Iquitos. Daher haben wir uns schließlich für das im Reiseführer als vollkommen untouristisch angepriesene Pucallpa entschieden.
Am ersten Tag hatten wir ja schon einen Blick in den Urwald werfen können (siehe letzter Blogeintrag). Nun sollte es im Rahmen einer viertägigen Tour tiefer in den Wald gehen. Der Urwald um die Städte und Dörfer hat im Laufe der Jahre ein ganz anderes Aussehen bekommen. Schließlich leben die Menschen vom Wald und jagen, fischen und holzen dort. Deshalb muss man schon ein Stück tiefer in den Wald eindringen um das aus Filmen bekannte Urwald-Flair wiederzufinden.
1. Tag
Früh ging es für uns schon los. Um 4:30 haben wir uns aus dem Bett gequält. Eine Stunde später haben wir aus dem Hotel ausgecheckt und um 6:00 Uhr waren wir bereits am Hafen Puerto Callao. Dort haben uns der Guide und sein Bruder schon erwartet.
Im Boot ging es jetzt nun 9 h lang mitten in das Amazonas-Becken hinein. Unterwegs haben wir zunächst unser Frühstück bekommen. Im Anschluss haben wir bereits viele Tiere beobachten können. Wir haben ein Faultier in einem Baum hängen sehen, ständig wurde der Fluss von Eisvögeln im Tiefflug überquert und viele weitere sehr große Vögel waren zu sehen.
Wir hatten an diesem ersten Tag strahlend blauen Himmel und haben uns abwechselnd mit Sonnencreme und Insektenschutzmittel eingerieben.
Gegen 3 Uhr am Nachmittag haben wir dann unser Camp erreicht. Unsere Guides haben dann erst einmal ein Schmackhaftes spätes Mittag zubereitet und sich danach an den Aufbau unseres Schlafplatzes gemacht.
Bevor wir zu Bett gegangen sind, haben wir noch mit der Taschenlampe den Fluss abgesucht und konnten schließlich die das Licht reflektierenden Augen eines Krokodiles entdecken.
Wir sind an diesem Abend früh zu Bett gegangen, da es am nächsten Morgen schon um 5 Uhr früh zur Tierbeobachtung in den Urwald gehen sollte. Zum Glück hatten wir ein Moskitonetz. Der Urwald wimmelt vor Insekten in allen Größen, die rund um die Uhr für einen beachtlichen Geräuschpegel sorgen.
2. Tag
Am 2. Tag ging es, wie uns zuvor angekündigt wurde, schon im Morgengrauen um 5 Uhr nach einer Tasse Tee in den Wald um möglichst viele Tiere zu entdecken. Nach nur 5 Minuten hat uns unser Guide darauf hingewiesen, dass wenn wir weiter "solchen" Lärm (gehen wie Städter) machen würden, wir wohl keine Tiere zu Gesicht bekämen. Es folgte eine kurze Einweisung des Schleichens im Wald.
Der Wald selbst ist sehr lebendig. Man hört die charakteristischen Rufe der einzelnen Tiere, die wir selbst als Laien natürlich nicht zuordnen können. Der Wald hier unterscheidet sich auch vom Bewuchs her sehr stark von dem, was wir im botanischen Garten gesehen haben. Die Bäume sind so hoch und verwachsen, dass man die Baumkrone nicht wirklich ausmachen kann. Unser Guide macht vor uns mit der Machete den Weg frei. Damit uns die Tiere nicht sofort erkennen, habe ich selbst einen Tarnumhang bekommen - der für Marie wurde leider in Pucallpa vergessen. Daher hat Marie dann ein Palmenblatt umgehängt bekommen. Natürlich wurden auch unsere Hüte mit Grünzeug versehen. Perfekt getarnt sind wir dann 4 bis 5 Stunden durch den Wald geschlichen.
Im Ergebnis haben wir weit oben in den Baumwipfeln einen Affen erspähen können. Viele andere Tiere haben wir leider nur hören können. Durch den dichten Bewuchs beschränkt sich die freie Sicht auf maximal 10 Meter. Ich denke, dass uns selbst viel mehr Affen gesehen haben müssen.
Im Lager wieder angekommen haben wir erst einmal ein Frühstück im Boot genossen und sind dann weiter gefahren um ein kleines Dorf im Urwald zu besuchen.
Das Dorf selbst war, als wir es gegen Mittag erreichten, ziemlich verlassen. Wie man uns mitteilte, seinen gerade alle auf der Arbeit. Na klar, wo auch sonst. Im Wald gibt es immer was zu tun. Neue Palmblätter ernten und trocknen um die Dächer zu decken, Fischen, usw.
Das Dorf war gerade dabei ein paar Hundert Meter weiter in den Wald hinein umzusiedeln. Für den Neubau des Dorfes bestehend aus 10 Familien wurden 5 Monate veranschlagt. Ganz schön schnell für ein ganzes Dorf!
Am Nachmittag haben wir dann gefragt, ob wir das Einbaum-Boot einmal testen dürften. Ja, wir durften. Das hat uns wirklich Spaß gemacht. Wir waren dann dort auch (gezwungenermaßen) schwimmen. Das Wasser hat eine sehr angenehme Temperatur, doch die Strömung ist sehr stark. Durch den lehmigen Boden ist das Wasser braun gefärbt.
Für die Nacht wurde unsere Matratzen-Moskitonetz-Konstruktion in eine Lodge (Urwald-Haus) hineingebaut, wo wir dann auch genächtigt haben.
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