Verkehr in Guadeloupe
Die Verkehrssituation in Guadeloupe ist ziemlich ernüchternd – zumindest war ich zuvor anderes gewohnt1. Schon nach meiner Ankunft wäre es für mich teuer geworden, wenn ich nicht am Flughafen abgeholt worden wäre. Denn: In Guadeloupe gibt nur ein dünnes Verkehrsnetz. Abends fahren die Busse nicht – dafür sind dann aber die Taxis (noch) teurer. Es gibt ein paar wenige Buslinien, die hauptsächlich die Routen der Küste entlang bedienen und von der EU kofinanziert werden. Busse fahren nur zwischen 6h und 18h.
Einen Fahrplan gibt es nicht, obwohl sämtliche Haltestellen dafür Platz böten. Manchmal kommt direkt ein Bus – manchmal muss man auch 30 Minuten warten. Der Tarif ist etwas intransparent und nirgends verbrieft. Ich zahle stets 1€.
Sonntags und Feiertags fahren die Busse nicht. Außer den Taxis gibt es auf dieser Insel auch keine Alternativen. Sollte ich also mal irgendwo festsitzen, hat sich der Herbergsvater bereiterklärt jemanden loszuschicken. Da die Insel ja nicht so groß ist und man innerhalb von 2h auch jede Ecke erreichen kann, ist das tatsächlich eine praktikable Notlösung.
Lustigerweise werden die unbenutzten Haltestellen Sonntags teils anderweitig genutzt. Die Haltestelle in Basse-Terre beherbergt so zum Beispiel einen kleinen Grill-Stand. Das ist nur vernünftig. Schließlich kann es jeden Augenblick wie aus Eimern gießen.
Per Anhalter durch die Galaxis Guadeloupe
Tatsächlich gibt es noch eine paar weitere Alternativen: Da wäre zum einen das Fahrrad oder aber l’auto-stop, wie hier das Reisen per Anhalter genannt wird. Fahrrad fahren soll hier ziemlich gefährlich sein. Es gibt keine Radwege, keine Straßenbeleuchtung und manchmal auch keine andere Straße als die Autobahn. Einem Gerücht nach befänden sich die gefährlichsten Straßen Frankreichs in Guadeloupe. Vielleicht liegt es aber auch einfach nur an den Fahrern. Dabei hatte ich schon letzte Woche jemanden gefunden, der mir sein Rennrad für 2 Monate kostenlos geliehen hätte. Allerdings war der Reifen geplatzt und kein Ersatz auf die Schnelle aufzutreiben, so dass nichts daraus geworden ist. Vielleicht ist es auch besser so.
Also probiere ich möglichst häufig per Anhalter zu fahren. Ich finde, dass ist hier durchaus eine ernst zu nehmende Alternative. Natürlich muss man auf eine Gelegenheit warten – aber das ist hier ja bei den Bussen nicht anders! Sehr günstig sind Kreuzungen, vor den die Autos halten müssen. Quasi jeder fährt mit offenem Fenster, so dass ich sie persönlich ansprechen kann:
Voudriez-vous m’excuser ? Allez-vous en direction de Basse-Terre ?
Spätestens der 10. Fahrer hat Mitleid und nimmt mich mit. Ich bin schon mit Belgiern, Métropolitains (also Franzosen aus dem Mutterland) und farbigen Guadeloupanern mit farbig abgestimmten Capi und viel Bling-Bling (leider gibt es kein Foto) gereist.
Entlang der Straße jemanden zum Anhalten zu bewegen ist dagegen schon schwieriger. Die Strecke von Mare Gailard nach Basse-Terre (die Stadt, nicht die Halbinsel) ist etwa 75km lang und ich habe 3,5 Stunden gebraucht. Unterwegs habe ich viele nette französische Konservationen geführt und wurde schließlich bis vor die Haustür gefahren. Es ist hier das erste mal, dass ich probiere per Anhalter zu fahren. Ich bin bislang recht begeistern, auch wenn alle Leute, denen ich davon erzähle, dem (noch) skeptisch gegenüberstehen.
Sobald es nach 18h dunkel wird, sind natürlich weniger Autos unterwegs. Es ist
also leider keine Alternative um Abends auszugehen und danach wieder
heimzukehren. :(
Daran scheitert es momentan.
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Off-Topic: Zwiebelfisch zu gewohnt/gewöhnt. ↩︎