Das Karibische Meer
Prolog
Während die ersten Bewohner Guadeloupes, südamerikanische Übersiedler ab 3500 v. Chr., und deutlich später der Namensgeber Christoph Kolumbus höchstpersönlich1 im November 1493 sicherlich nicht nach ihrer Ankunft gleich Segeln oder Tauchen gegangen sind, gehört heutzutage das Karibische Meer an sich zu einer der Attraktionen. Vielleicht liegt es daran, dass man üblicherweise bei der Anreise, der Klassiker ist Paris–Guadeloupe in 8:30h, eine gesunde Distanz zum Meer wahrt. Im Gegensatz dazu ist man zu Kolumbus’ Zeiten etwa 5 Wochen unterwegs gewesen.
Bislang haben sich meine Berichte eher auf Süßwasserausflüge konzentriert. Das war nur die halbe Wahrheit. Die andere Hälfte hat sich gewaschen, besser: gesalzen!
Das Meer um Guadeloupe hat stets angenehme 27ºC. Neben den Palmenstränden gibt es auch Steilküste. Einige wenige Uferzonen sind von Mangroven bewachsen. In Basse-Terre gibt es sogar eine heiße Quelle direkt am Ufer. Dort ist das Wasser also noch um einiges wärmer. Bis gestern war ich noch fasziniert davon, dass selbst beim Schwimmen in Ufernähe 2-3 verschiedene Sorten bunter Fische unter mir hindurch schwimmen. Aber ich möchte nicht vorweg greifen.
Kanu Fahren Und Windsurfen
Schon in der ersten Woche auf Guadeloupe bin ich mit einem Einheimischen vor den verschlossenen Türen des lokalen Handynetz-Discounters ins Gespräch gekommen. Wie sich herausstellte, ist „Jacky“ viele Jahre zur See gefahren und war auch schon in Deutschland. Schnell kommen wir überein, dass Segeln eine tolle Sache ist. Unglücklicherweise ebenso teuer, wie ich anmerke. Sogleich empfiehlt mir Jacky eine Segelschule, die ein guter Freund von ihm leiten würde. Er notiert mir sogleich dessen Namen und Telefonnummer. Einige Tage später beschließe ich persönlich vorbei zuschauen und habe auch gleich Gelegenheit den Chef zu sprechen. Er hat ein einsehen, verspricht mir einen Rabatt und übergibt alles Weitere seinen Mitarbeitern. Am Mittwoch mache ich zwei Kanu-Kurse mit. Am Samstag bekomme ich eine private Einweisung in das Windsurfen und probiere mich danach aus bis die Schule schließt. Ich kann gerne jeden Samstag kommen. Allerdings ist seitdem stets etwas dazwischen gekommen. Sei es nun das Chorprobenwochenende, schlechtes Wetter, Wetter ohne Wind oder andere Ausflüge. Nach Geld wurde ich nie gefragt. Glück gehabt.
Wellensurfen
Wellensurfen kann man in Guadeloupe natürlich auch. Zuletzt habe ich das in Peru 2009 probiert. Hier waren die Wellen zwar auch noch mäßig, für mich aber schon zu groß. Nach einer Stunde im strömenden Regen habe ich mich geschlagen gegeben und es seitdem dabei belassen. Ein Surfboard kann man beim Beachboy direkt am Strand für etwa 15€/halber Tag mieten. Mein vorläufiges Fazit: Windsurfen ist interessanter.
Segeln
Natürlich wäre es ziemlich cool gewesen in der Segelschule auch Segelunterricht zu bekommen. Leider ist es soweit nicht gekommen. Dafür hätte ich mich wohl noch ein bisschen häufiger blicken lassen müssen. Außerdem gibt es in meiner Altersklasse auch keine Einsteigerkurse mehr. Dem Opti2 bin ich ja schon entwachsen.
Jedoch habe ich schon vor meiner Ankunft in Guadeloupe einen Couchsurfer auswendig machen könnt, der dafür bekannt ist ab und zu Gäste bei sich mitsegeln zu lassen. Nach einer kurzfristigen Absage wegen schlechten Wetters vor ein paar Wochen schon, habe ich Jean vergangenes Wochenende endlich persönlich kennengelernt. Er hat meine WG und eine weitere (Berliner) Medizinstudentin auf sein Boot eingeladen und wir waren zwei Tage zusammen unterwegs: Ein Tag Anfahrt von Saint-François zur Nachbarinsel nach Marie-Galante, Übernachtung auf dem Boot, ein Tag Rückfahrt zum Heimathafen.
Unser Boot misst 10m Länge – ebenso unser Mast. Die Segelfläche böte mit 60qm Platz für (m)eine vollständige 2,5-Zimmer-Wohnung. Insgesamt wiegt unser Schiff 5 Tonnen. Dazu muss gesagt werden, dass es wirklich umfangreich ausgestattet ist. Jean wohnt ganzjährig auf diesem Schiff.
Wir hissen (frz.: hisser) die Segel und segeln auf das offene Meer. Jean hat auch schon den Atlantik überquert und wir sind uns sicher, dass er ein Vollprofi ist. Das Wetter ist perfekt (also nur über Basse-Terre hängen graue Regenwolken). Wir fühlen die große Weite, die Freiheit und alsbald die Seekrankheit. Während ich mich am Heck sitzend die vier Stunden unserer Überfahrt ausschließlich auf den Horizont konzentriere, verbringen meine Freunde die Reise fast ausschließlich im Liegen (das hilft!). Einer übergibt sich (nur so viel: ich war’s nicht. ). Jean tröstet uns und macht uns Hoffnung, dass es uns auf der Rücktour besser gehen wird, da wir uns dann schon daran gewöhnt haben würden. In Marie-Galante angekommen verbringen wir die Nacht vor dem Hafen. Die Nacht wie auch unser Schlaf verlaufen ruhig.
Tags darauf unternehmen wir mit dem Kanu einen kurzen Landgang um frisches Baguette nachzukaufen – was sonst. Auf der Heimreise geht es uns in der Tat etwas besser. Kurz vor Ankunft finden wir, dass doch eine Art Thunfisch an den Haken gebissen hat, den unser Boot seit geraumer Zeit durch das Meer schleift. Schnell wird dieser an Bord geholt und in Rum ertränkt3. Nur zwei Stunden später beschließen wir den Abend auf unserem Boot mit gegrilltem Fisch.
Während der Fahrt haben wir noch vielerlei interessante Dinge erfahren. Zum Beispiel, dass es keine gute Idee wäre zwischen Guadeloupe und Marie-Galante baden zu gehen. In der Karibik gibt es sehr wohl Haie, die sich jedoch nicht nahe der von Riffen geschützten Inseln aufhalten, da es dort nichts zu futtern gibt. Wir gehen also nicht baden und es bleibt weiterhin kein Haiunfall bekannt.
Fortsetzung Folgt
Das war noch nicht alles. Jedoch fallen mir gleich die Augen zu und ich schließe lieber selber, bevor sie sich von alleine schließen… oder so. Gute Nacht!
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Kurz für die Bootsklasse Optimist. Kleine Jolle für Kinder bis 15 Jahren. ↩︎
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Natürlich könnten wir auch sofort den Kopf abhacken, doch wollen wir unser Boot nicht unnötig dreckig machen. Der Rum, hier universelles Haushaltsmittel, wird also kurzerhand in die Kiemen getropft. Der Fisch hat keine Chance und ist sofort komatös/tot. ↩︎