Ein Toller Tag in Chiapas, Mexiko

Prolog

Wir1 erwachen im Hostel „Los Camellos“ in San Christóbal de Las Casas, Mexiko. Es ist noch recht früh (6:30h) und wir beschließen noch etwas im Bett zu verweilen, nachdem tags zuvor der Tagesausflug zur historischen Maya-Stätte Palenque kurzfristig auf 4:50h vorverlegt wurde2 und daher noch etwas Schlaf nachzuholen ist. Nach nur 5 Minuten überzeugt uns der Magen, dass es doch besser wäre jetzt sofort aufzustehen. Seit 2 Wochen arbeiten wir jetzt schon eher gegeneinander als füreinander – die lokale Kost scheint doch gewöhnungsbedürftiger zu sein als zunächst angenommen. Vielleicht ist es auch die Erkältung, die wir seit bald 2 Wochen nicht richtig los werden. Das Wetter tut hier sein übriges. Seit bald einer Woche erfreuen wir uns doch unserer Regenjacke und warmer Pullover. In schlechten Momenten kommt uns der Gedanke krank und blass nach 4 Monaten Karibik/Mittelamerika nach Hause zurück zukehren. Immerhin regnet es diesen Morgen nicht. Es besteht Aussicht auf Besserung.

Chiapas

Wir haben uns gestern für die Tour zum Cañón del Sumidero angemeldet und werden, so mal wir schon auf halber Strecke sind, anschließend nach Tuxtla Gutiérrez, der Hauptstadt des Bundeslandes Chiapas, weiterreisen. Treffpunkt vor dem Veranstalter-Büro ist um 9h – also Zeit genug um in Ruhe aus dem Hostel auszuchecken, das Gepäck im Büro abzugeben und Frühstück in San Christóbal zu finden. Dabei entdecken wir eine kleine, gemütliche Boulangerie, die tatsächlich von Franzosen betrieben wird. Leider ist das Angebot noch kostspieliger als selbst in Paris. Wir begnügen uns also mit einen kleinen, hoffentlich bekömmlichen Snack.

Im Minibus, der uns zum Cañon bringt, treffen wir auf einen Belgier und zwei Schweizer-Deutsche. Dazu sind einige Mexikaner von der Partie – hier treffen wir zum ersten Mal lokale Touristen, die sich ihr eigenes Land anschauen.

Die Fahrt zum Cañon überrascht mit einigen phänomenalen Ausblicken. Die Straße schlängelt sich in luftiger Höhe von Berg zu Berg. Der Blick talwärts bietet einen Blick auf die geschlossene Wolkendecke, wie man ihn sonst nur aus dem Flugzeug kennt – hier oben scheint die Sonne. Nach etwa einer Stunde erreichen wir das Ziel. Uns wird empfohlen sich auf warmes Wetter einzustellen. Tatsächlich haben wir heute Glück und sehr sonniges Wetter. Ich packe meine Badehose ein.

Wir besteigen das Boot und fahren flussaufwärts durch die enge Schlucht Richtung Staudamm. Die Felswände zu beiden Seiten ragen beinahe senkrecht bis zu 1000 m Richtung Himmel. Wasserfälle entspringen inmitten der Felswände und sorgen für eine seltsame Vegetation. Ein Wasserfall wird passender weise „Weihnachtsbaum“ genannt. Wie schön muss es sein den Cañon auf eigene Faust im Kanu zu erkunden.

Die Felswände zu Seiten des Flusses Río Grijalva sind bis zu 1.000 m hoch.
Die Felswände zu Seiten des Flusses Río Grijalva sind bis zu 1.000 m hoch.

Auf dem Rückweg finden wir einige Krokodile, die sich auf einer Sandbank sonnen. Die Idee mit dem Kanu durch den Cañon zu paddeln oder gar zu baden wird sofort verworfen. Ich freue mich trotzdem über die Krokodile, die wohl mehr als doppelt so alt sein mögen wie ich und eine beachtliche Körpergröße aufweisen. Schließlich hatte ich in den Everglades kein Glück ausgewachsene Alligatoren in freier Wildbahn zu Gesicht zu bekommen.

Abhängig vom Sonnenstand erscheint der Cañon in ganz anderem Licht.
Abhängig vom Sonnenstand erscheint der Cañon in ganz anderem Licht.
Hier geht man besser nicht baden. Hier chillen die Krokodile am Ufer – aber es mögen ja noch welche im Wasser sein!
Hier geht man besser nicht baden. Hier chillen die Krokodile am Ufer – aber es mögen ja noch welche im Wasser sein!

Wir erreichen sicher unseren Hafen und halten in Chiapa de Corzo um zu Mittag zu essen. Die Einheimischen tauchen sofort ab. Wir Europäer sind unter uns und essen, was wir für traditionelle mexikanische Küche halten. Wir werden dabei gestört von zwei Musikern die eine Art traditionelles Xylophon bearbeiten, dass es nur so scheppert.

Danach trennen wir uns von der Reisegruppe und fahren individuell für umgerechnet 0,66€ nach Tuxtla weiter. Reisen kann manchmal so günstig sein. Dort angekommen, gilt es den Nachtbus für die Weiterreise nach Oaxaca, der Hauptstadt des gleichnamigen Bundeslandes, zu reservieren. Das Busterminal selbst zu finden scheint aussichtslos. Wir nehmen ein Taxi für 1,47€ – am Ziel möchte der Fahrer dann das Doppelte kassieren. Wir könnten schwören uns nicht missverstanden zu haben. Uns bleibt keine Wahl und wir bezahlen. Wer des Spanischen nicht sicher ist zahlt eben drauf. Die zehnstündige Busfahrt um 21:30h schlägt mit 33€ zu buche. Manchmal ist Reisen eben auch teuer.

Unseren halben Tag in Tuxtla verbringen wir in der Innenstadt. Wir schreiben eine Geburtstagskarte und probieren eine Post zu finden. Das kann schon einige Zeit in Anspruch nehmen. Briefkästen scheint es nicht zu geben. Mit der Postkarte wedelnd Spaziergänger um Rat zu fragen offenbart, dass einige sich wohl noch nie in der Situation befunden haben müssen Briefpost zu versenden. Bekanntlich haben ja einige Staaten in Zentralamerika die Ära des Festnetztelefons/-Internets übersprungen – fast alle haben ein (teils Internet-fähiges) Handy. Mit der Briefpost ist es vielleicht ähnlich. Paketdienste sind natürlich allgegenwärtig: Allen voran DHL, deren Büros ich in allen besuchten Städten in Honduras, Guatemala und Mexiko gefunden habe. Wir schweifen ab. Schließlich sendet mich man uns in das Büro der Postverteilungsstelle. Es stellt sich heraus, dass es doch einen Briefkasten gibt. Wir quetschen unsere Post in den völlig überfüllten Kasten und sind schon gespannt, ob diese Karte je ein Ziel erreichen wird.

Wir gehen in den nächsten Supermarkt um unsere Wasservorräte aufzufüllen, und stellen erstaunt fest, dass es sich hierbei um die mexikanische Ausgabe von Walmart handelt. Wir hatten ja schon noch in den USA bedauert dieses Stück amerikanischer Kultur nicht vor Ort gefunden zu haben. Jetzt hat es doch geklappt!

Dem Reiseführer zu Folge gibt es jeden Tag im Marimba-Park ein Konzert. Auf Nachfrage erfahren wir, dass dieses stets um 18h beginnt – also in einer halben Stunde. Schon bald beginnen Musiker mit dem Aufbau. Darunter natürlich auch zwei Marimbas, dieses seltsame Xylophon, welches dem Park den Namen gibt. Das sich dem anschließende Konzert kann sich hören lassen: eine Mischung aus Salsa, Swing und Jazz. Und von Profis gespielt, integriert sich der Klang der Marimbas ganz wunderbar. Gleich zu Beginn eröffnet ein Rentner-Paar die Tanzfläche. Weitere lassen nicht auf sich warten. Nach der ersten Pause verjüngt sich das Publikum dramatisch. Der Park ist eine einzige große Salsa-Party. (Und wir mitten drin – da bleibt kein Fuß still!) Das Spektakel geht Insider-Informationen zu Folge bis 21h. Leider müssen wir schon etwas eher gehen und den Bus nicht zu verpassen. Gerne wären wir morgen wieder von der Partie gewesen. Hier kann die Party-Metropole Berlin noch etwas lernen.

Epilog

Am nächsten Morgen bemerken wir beim Besuch der sanitären Anlagen des modernen Busterminals, dass wir einen starken Sonnenbrand haben – der erste nach 14 Wochen. Die Idee blass nach Hause zu kommen rückt in weite Ferne. Wir nutzen die Gelegenheit und blockieren den Handfön für eine halbe Stunde um unsere Wanderschuhe doch noch trocken zu bekommen. Dazu scheint heute die Sonne. So haben wir schließlich das schlechte Wetter hinter uns gelassen. :slight_smile:

  1. siehe hier ↩︎

  2. Ihr seht: Urlaub hat nur bedingt etwas mit Erholung zu tun. Früh aufstehen, viel laufen, viel organisieren – das ist auch Arbeit! ↩︎