2 Wochen in Miami
Ich schreibe aus dem Hostel „Luna’s Castle“ in Panama City. Während es in Berlin 19:30 Uhr sein müsste, ist es hier gerade 12:30 Uhr (7 Stunden Zeitverschiebung). Nachdem es die letzten Tage durchgehend bewölkt war, ist heute so schönes Wetter, dass viele Hostel-Gäste, wie ich eben auch, es vorziehen im Wohnzimmer zu chillen und abzuwarten, bis die Mittagssonne nicht mehr so stark ist. Zeit, meinen Blog etwas zu füllen.
Miami Downtown
Vollkommen unvorbereitet bin ich am 1. Juni nach Miami aufgebrochen. Mein Flug hatte von vornherein eine Stunde Verspätung. Dennoch wurde ich in Miami von einer engagierten, italienischen Couchsurferin abgeholt. Bei ihr habe ich 2 Nächte verbracht.
Am nächsten Morgen habe ich die mir aufgetragenen Hausarbeiten beendet, die mir ein Professor zur Einschätzung meiner Fähigkeiten aufgetragen hatte, und die ich schon im Flugzeug begonnen hatte zu bearbeiten. Ihr seht, ich arbeite (manchmal) unermüdlich! Nach einigen Skype-Interviews konnte ich dann zum Nachmittag tatsächlich einen kleinen Spaziergang durch Miami wagen – mein erster Ausflug in den USA überhaupt.
Ich würde bereits gewarnt, dass man lieber in Miami Beach unterwegs ist als in Miami (zwei verschiedene Städte). Schließlich sei Miami Beach touristischer. Ich habe diesen Ratschlag zurückgewiesen und erklärt, dass ich mich gerne vom touristischen Treiben entferne. Nach 2 längeren Spaziergängen am Sonntag Nachmittag und am Montag tagsüber hatte ich jedoch ein einsehen. Wenn in Miami etwas nicht touristisch ist, dann bedeutet das, dass es außer den „Residental Areas“ ( Wohnungsgebiete), die sich über Quadratkilometer in alle Richtungen um das Zentrum Miamis zu erstrecken scheinen, und einigen Wollkenkratzern mit Büros kaum etwas zu sehen gibt. Dazu kommt, dass diese Städte für Autos gebaut wurden, wie mir mehrmals erklärt wurde. Das öffentliche Verkehrsnetz ist nicht sehr dicht. Dafür sind alle Straßen sehr gut ausgebaut. Etwas wichtigere Straßen im Zentrum haben locker 3 Spuren in jede Richtung.
Nachdem ich also 2 Tage durch riesige Straßenflure gezogen bin, vorbei an mächtigen Hochhäusern, ohne städtisches, geschäftiges Treiben vorzufinden, habe ich mich geschlagen gegeben und dann doch beschlossen in die Touristische Hochburg Miami Beach umzuziehen. Freundlicherweise konnte ich mir noch einen Internationalen Stromstecker-Adapter und einen Reiseführer zu Florida leihen. Nun perfekt vorbereitet, wurde ich bis vor die Haustür meiner nächsten Couchsurfing-Bleibe gefahren. Wenn reisen doch immer so einfach wäre…
Der Reiseführer erklärt gleich zu Beginn, dass Miami als die größte lateinamerikanische Stadt nördlich von Mexico-City gilt. Tatsächlich sprechen einen viele Leute in Miami zunächst in spanisch an – teilweise können sie gar kein englisch. Das hat mich dann doch etwas überrascht. Somit habe ich schon in den USA erfahren, was mich in Zentral-Amerika noch erwarten würde: Non-verbale Kommunikation.
Miami Beach
In Miami Beach wurde ich von Amerikanern empfangen, die mir noch schnell Miami Beach bei Nacht gezeigt haben, bevor sie dann selbst tags drauf nach Europa aufgebrochen sind um unter anderem Berlin zu sehen. Von da an bin ich dann in Hostels untergekommen. Couchsurfing in den USA scheint mir nicht ganz einfach zu sein.
Die Hostels in Miami Beach kosten etwa 20$ pro Nacht inklusive Frühstück (haha) und aufwerts. Da ich mich bislang geweigert habe auch nur eine Nacht im Voraus zu reservieren um stets flexibel zu bleiben, musste ich für eine Nacht im teuren Art Deco Hostel direkt an der touristischen Promenade am Strand verbringen. Selbst für 30$ bleibt das Frühstück das gleiche. Ist das wirklich ein typisches Frühstück in den USA?
Zum Vergleich: In Panama City zahle ich 13$ pro Nacht. Dafür kann sich jeder so viele Amerikanische Pancakes aus angerührtem Fertigteig machen, wie er Hunger hat. Dazu gibt es Bananen. Ahornsirup steht auch bereit.
Auf meinen städtischen Streifzügen habe ich probiert alle deutschen Einflüsse, die mir aufgefallen sind, festzuhalten. In Miami (Beach) kommt da einiges zusammen. Neben einigen kulinarischen Spezialitäten gibt es auch einige bekannte Geschäfte. Einen bayrischen Biergarten nebst Folklore-Musik und Bedienung im Dirndl lässt sich in der Einkaufsmeile Miami Beachs auch finden.
Ein besonderes Highlight war hier „The Wonder Drug“ für nur 2$, die hier im Supermarkt verfauft werden wie sonst anderswo Kaugummis. Ich konnte mich gerade noch zusammenreißen und habe mich nicht umfangreich eingedeckt.
In den Hostels trifft man vor allem Touristen, die sich Nachmittags an den Strand
legen, abends in den teuren Scene-Clubs abfeiern und morgens verschlafen. Klassische
Backpacker habe ich dort nicht getroffen. Überhaupt habe ich erst ziemlich am Ende
ein paar Freunde finden können. Jetzt habe ich eine Einladung nach New York und
nach Casablanca. Die werde ich bestimmt beide bei Zeiten annehmen. :)
Natürlich habe ich auch probiert eine Tango-Milonga in Miami zu besuchen. Da Miami ja wesentlich größer ist als Guadeloupe, habe ich eine gut besuchte Milonga erwartet. Nachdem ich dann erste Erfahrungen mit dem Bus-System gemacht habe (Aushänge/Fahrpläne wurden zu Gunsten von Google Maps aufgegeben), bin ich auch schon im spanischen Viertel „Little Havana“ angekommen. Ich habe eine Unterrichtsstunde mitgetanzt und bin bis zum Ende dageblieben. Tatsächlich ist die Tango-Szene noch kleiner als in Guadeloupe. Überraschung.
Schließlich habe ich noch den Französischen Stammtisch in Miami besucht, deren amerikanische Organisatorin mich zunächst für einen Franzosen gehalten hat, und das Saison-Finale der Symphonic Band of Greater Miami gehört, bei dem sich zu Beginn beinahe alle (also ich nicht) erheben um die Nationalhymne zu singen. Alles sehr interessante Eindrücke.
Key West und die Everglades
Der Everglades-Nationalpark sowie die südlichste Landstrich der USA, die Keys mit ihrer Stadt Key West, sind bequem von Miami aus zu erreichen. Mein Plan ein Auto zu leihen und selbst hinzufahren, ließ sich leider nicht realisieren, da ich keine Mitfahrer gefunden habe, mit denen ich mir das Auto hätte zusammen leisten können. Mir blieben so nur die sehr touristischen Bus-Fahrt-Komplett-Angebote.
In Key West habe ich das Hemmingway-Haus besichtigt und die polydaktylen Hemmingsway Katzen mit 6 Zehen an den Pfoten getroffen. Ein Geschenk Marlene Dietrichs wird dort auch ausgestellt. So klein ist die Welt.
Ich habe mich in Key West auch einmal brav neben den Meilenstein gestellt, der den südlichsten Punkt der USA markieren soll, und auch selbst ein Photo gemacht. Meiner Meinung nach befindet sich dieser Punkt aber tatsächlich auf dem militärischen Sperrgelände gleich nebenan. Das tut der Attraktion natürlich keinen Abbruch.
Eine weitere Bus-Tour hat mich in die Everglades gebracht. Der Busfahrer hat alle Gäste aus allen Hotels und Hostels eingesammelt und die einstündige Fahrt über kräftig Werbung für das beste Leder überhaupt gemacht: Krokodil-Leder. Auch super, wenn man etwas vererben möchte. Da hat man was für mehr als (s)ein Leben. Ebenso empfehlenswert: Schmackhafte Krokodil-Häppchen.
Im Nationalpark angekommen, habe ich dann eine, wie es im Programm steht, 30-minütige Boot-Tour (das Boot mit dem Ventilator-Antrieb) und eine Wildlife-Show erleben können. Leider haben wir nur ganz süße Minialigatoren in freier Wildbahn sehen können. Vielleicht war es den Aligatoren zu heiß um aufzutauchen.
Am 13. Juni bin ich dann schließlich nach Panama City abgereist. Der Bus zum
Flughafen ist wieder erst sehr spät gekommen, so dass die gesamte Fahrt sehr
spannend war, ob ich denn wohl noch mitfliegen könnte. Schließlich war das aber
kein Problem, da American Airways wieder mehr als eine Stunde Verspätung hatte.
Auf dem Flughafengelände habe ich dann die Full-Body-Scanner im Einsatz sehen
können. Natürlich habe ich den Scan verweigert und stattdessen die Vollkörper-
Touchbefühlung eines TSA-Officers über mich ergehen lassen. Ein gebürtiger
Abschluss meines USA-Ausflugs. :p