Antigua Guatemala
Wir befinden uns1 im Innenhof eines in der 4a Calle poniente befindlichen Kolonialbaus in Antigua Guatemala. Das hohe Eingangsportal ist aufwendig restauriert. Der Boden ist noch nass – gerade wurde wieder ausgewischt2. Durch einen Torbogen gelangen wir in den im Innenhof gelegenen Garten, welcher von Bäumen und Hecken sowie Wandelgängen zu zwei Seiten gesäumt ist. Die Mitte des Gartens ziert einer der größeren Springbrunnen. Das Panorama wird von dem Vulkan Agua dominiert, dessen Spitze einige Wolken durchbohrt und jene somit scheinbar am sonst azurblauen Nachmittagshimmel zu fixieren scheint. Eine Anzahl von Tischen und Bänken lädt dazu ein sich hier niederzulassen und zu verweilen. Auf der Bank nahe des Brunnens sehe ich Ronald sitzen. Ich gehe zurück zum Eingangsportal an den Ketchup-Spendern vorbei und bestelle mir das McMenu dél Dia (ein doppelten Cheeseburger, Pommes, Cola) und einen einfachen Cheeseburger für 38 Quetzales, also 3,80€. Dann setze ich mich wieder in den Garten und schaue zu, wie die jungen, uniformierten Guatemalteken ihre Hausaufgaben machen und ein paar Touristen (wahrscheinlich US-Amerikaner) mit ihren Eifons spielen. Ist die Welt nicht friedlich?
Tatsächlich hat Antigua in Guatemala einen Sonderstatus. Ohne selbst andere Städte bislang gesehen zu haben, fällt es mir doch nicht schwer das zu glauben. Die ehemalige Landeshauptstadt ist umsäumt von teils noch aktiven Vulkanen. Wegen heftigen Erdbeben vor ein paar Hundert Jahren wurde schließlich beschlossen die Hauptstadt nach Ciudad de Guatemala zu verlegen. Einige prunkvolle Kirchenhäuser und der Flair einer vergangenen Epoche sind der Stadt aus dieser Zeit noch geblieben.
Es gibt zahlreiche Spanisch-Schulen, von den auch ich eine besuche. Diese sind der Grund, weshalb sich viele Ausländer (insbesondere US-Amerikaner) hier teils für mehrere Monate aufhalten. Neben vielen vortrefflichen Restaurants, Bars, und Hotels gibt es daher auch ein Subway, ein Burger King und das hübscheste McDonalds (und dazu günstigste), welches ich bislang betreten3 habe. Neben dem Irish Pub, welcher wohl in keinem Ort auf der Welt fehlen darf, gibt es auch eine deutsche Würstchenbude (Wiener Würstchen im Tortilla oder doch in der Schrippe? – Ich weiß es nicht.) Natürlich gibt es auch regionale Kost für wenig Geld: Reis, Bohnen, Hühnchen, Salat, Tortillas und ein Getränk (Wasser, Zucker, Zimt, mehr Zucker – ist da vielleicht auch Milch drin?) für umgerechnet 2€. Was man auch immer zu Mittag isst – am Besten man schlendert danach zur Bäckerei im Osten der Stadt und holt sich dort ein Stück Obst-Kuchen/-Torte für etwa 1€, welches man vorzugsweise im zentralen Park der Stadt sogleich verzehrt.
Aber aufgepasst: Bloß nicht mit dreckigen Schuhen dort aufschlagen! Der Park ist Hoheitsgebiet der Schuhputzer jeglicher Altersklassen (ab 5 Jahre aufwärts) und man verlässt diese Gegend nicht ohne das Angebot von allen einzeln der Reihe nach persönlich ausgeschlagen zu haben. Ein kleiner Junge hat mich trotz meines Hinweises, dass ich kein (inzwischen kaum) Spanisch spreche, minutenlang zugetextet. Selbst meine ebenso energisch vorgetragenen Einwürfe in deutsch haben unserer unverständlichen Diskussion nur allmählich Abbruch tun können. Ein echter „Geschäftsmann“ eben.
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Ich bediene mich hier dem stilistischen Mittel einer besonders ausgefeilten Erzählsituation (ein tolles Beispiel im Wiki!) – was tut man nicht alles, damit sich die Leser nicht langweilen! Oder bin ich es, der hier zu viel Zeit hat? ↩︎
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Tatsächlich ist das hier in Zentral-Amerika häufig so. Sobald einmal alle Flächen ausgewischt wurden, beginnt das Reinigungspersonal sogleich von vorne den Schmutz von rechts nach links zu wischen. Es erinnert mehr an Bodenbefeuchtung denn an ernsthaftes Reinigen. Hierbei lässt sich natürlich nicht ausschließen, dass damit doch graduelle hygienische Verbesserungen einhergehen. ↩︎
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Dazu muss ich sagen: Seit dem ich unterwegs bin, habe ich wenigstens eine Filiale pro Land besucht und versucht ein Photo der Preistafel zu machen – gegessen habe ich dort eher seltener. Schließlich ist McDonalds – von der kulinarischen Perspektive einmal abgesehen – in anderen Ländern nicht nur relativ teuer, sondern häufig auch absolut teurer als in Deutschland. ↩︎